Direkt zum Inhalt springen

Eichennutzungsverzicht

Auf den mit einem Eichennutzungsverzicht bezeichneten Waldflächen soll der Eichenbestand erhalten bleiben. Mittels spezifischen Durchforstungen soll die Vitalität der Eichen gefördert werden. Der Kanton bezahlt dem Waldeigentümer für diese Nutzungseinschränkungen eine Entschädigung. Die Vereinbarungen gelten für eine Dauer von 30 Jahren. Bei den Eichennutzungsverzichtsflächen ist die Erkenntnis entscheidend, dass eine minimale Menge an Eichen, insbesondere ab einem bestimmten Durchmesser (ab 50 cm), für das Überleben zahlreicher Arten zwingend notwendig ist. Die Eiche gilt als ökologisch wertvollste Baumart, denn auf keiner anderen Baumart kommen so viele Organismen vor wie auf ihr. Mit über Tausend verschiedenen Arten leben in und an der Eiche von allen heimischen Baumarten die meisten Insektenarten, was wiederum auch deren Fressfeinden, z.B. dem Mittelspecht, zugute kommt.

Die Eiche weist im Thurgauer Wald einen durchschnittlichen Vorratsanteil von 8% auf, in den Waldgebieten von Ermatingen bis Romanshorn erreicht die sogar Anteile von bis zu 20%. Im schweizerischen Vergleich ist der Kanton Thurgau damit sehr eichenreich. Die Eiche wäre aber von Natur aus deutlich weniger häufig, weil sie der Konkurrenzkraft der Buche oder der Esche unterlegen ist. Der hohe Eichenanteil ist eine Folge der gezielten Förderung der Eiche auch ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes über Jahrhunderte und der früheren weitverbreiteten Mittelwaldbewirtschaftung. Ohne weitere Förderung der Eiche würde der Eichenanteil abnehmen.

Über alle Entwicklungsstufen gesehen sind die Eichenanteile im Thurgau nicht ausgeglichen. Zwischen den alten Eichenbeständen, die ein Erbe der ehemaligen Mittelwaldbewirtschaftung darstellen, und den jungen Eichenbeständen, die ab den 1970er-Jahren geschaffen wurden, klafft bei den 50- bis 150-jährigen Eichen eine Lücke. Hier setzt das 2008 von Bund und Kanton Thurgau gestartete Eichenförderprogramm an, das mit einem Nutzungsverzicht der alten Eichen und der Begründung junger Eichenbestände diese Lücke langfristig schliessen will.